Am 13. März 1938 mit dem Anschluss
Wenige Tage nach dem Anschluss
Nach dem Anschluss im März 1938 werden die antijüdischen Maßnahmen in verstärktem Tempo durchgesetzt. Der erste wichtige Schritt in diesem Prozess ist das Gesetz vom 28. März, das den im 19. Jahrhundert gewährten rechtlichen Status der jüdischen Gemeinden abschafft. Parallel dazu werden die Maßnahmen zur Arisierung intensiviert. Das Gesetz vom 26. März 1938 verpflichtet alle Juden des Reiches, ihr gesamtes Vermögen bei den Behörden zu deklarieren, wenn sie nicht strafrechtlich verfolgt werden. Nach Artikel 7 dieses Dekrets kann der für den Vierjahresplan verantwortliche Herr Göring über die deklarierten Güter verfügen «entsprechend den Erfordernissen der deutschen Wirtschaft». Von April bis November 1938 zogen die Reichsbehörden damit zwei der sieben Milliarden D-Mark an deklarierten jüdischen Gütern ab.
Kaufleute und Handwerker werden angewiesen, vor dem 1. Januar 1939 den Handel einzustellen. Schließlich werden die Ausnahmen für jüdische Anwälte und Veteranen gestrichen. Im Juli 1938 mussten jüdische Ärzte die Zulassung beantragen und ihre Praxis auf eine ausschließlich jüdische Klientel beschränken. Die Idee der Kennzeichnung schreitet mit der Verpflichtung voran, auf den Pässen die Vornamen Sara und Israel zu tragen (18. August 1938). Anfang Oktober 1938 wird auf Veranlassung der Schweiz auf den Ausweispapieren der Buchstabe “ J” angebracht. Eine Reihe von Razzien findet in Berlin im Sommer statt, während die Polizeikontrollen häufiger werden. 1500 Juden werden in Konzentrationslagern interniert. Zerstörungen von Eigentum, Vertreibungen einiger Dörfer und die Schändung von Kultstätten. Die Synagogen in München (9. Juni), Nürnberg (10. August) und Dortmund (September) wurden gesprengt.
Am 20. August 1938 wurde das Zentrale Büro für jüdische Auswanderung unter der Leitung von Stahlecker eingerichtet, das eigentlich von Eichmann selbst kontrolliert wurde. Er unternahm zunächst die grenzüberschreitende Abschiebung der Juden, insbesondere in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und in die Schweiz. Nach deutschen Quellen wurden zwischen März und November 1938 etwa 5000 österreichische Juden vertrieben. Im Oktober 1938 ordnete Himmler an, alle Juden in den österreichischen Provinzen nach Wien zu bringen. Im Sommer 1938 versuchten österreichische Juden, illegal in die Nachbarländer und sogar ins Vereinigte Königreich zu flüchten. Die Gestapo schickte mehrere Gruppen von Juden nach Finnland, Litauen und in die Niederlande, von wo aus sie zurückgewiesen wurden. Die Proteste aus dem Ausland nehmen zu und die illegale Einreise oder Abschiebung in den Westen wird schwieriger. Weniger als 6 Monate nach dem Anschluss emigrierten 45.000 österreichische Juden. Im Mai 1939 verließen mehr als 100.000 Juden, das waren fast 50 % der österreichischen Juden.
Eine Menschenmenge begrüßte Adolf Hitler während des Anschlusses. Österreich, März 1938.
Cr dit photographique: M morial de la Shoah/CDJC.
Erniedrigung in Wien, wo Juden gezwungen wurden, den Boden einer Straße zu reinigen. Wien, Österreich, nach März 1938.
Cr dit photographique: M morial de la Shoah/CDJC.
Konzentrationslager Dachau: Die Deutschen bauen ein neues Lager S.S. c t der Munitionsfabrik. Deutschland, 28. Juni 1938.
Cr dit photographique: M morial de la Shoah/CDJC.